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Post by Catharhina on Jun 26, 2022 21:31:41 GMT 1
ich mache es kurz und knapp ... interaktiv bitte also wer will, darf gerne teilhaben -------- ganz grob spielt die fiktive geschichte (erstmal) in einem namenlosen tal, an einem namenlosen ort irgendwann im späten mittelalter - es muss nicht 100 % authentisch sein
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Post by Catharhina on Jun 26, 2022 21:32:32 GMT 1
Die Nacht war so dunkel wie lange nicht mehr. Kein Stern war am Himmel zu sehen, geschweige denn auch nur die Ahnung eines Mondes. Die Dunkelheit hatte sich mit der Stille verschworen und alles wollte sich in einem schwarzen, schweigenden Nichts verlieren, wäre da nicht das leise Knistern zu vernehmen gewesen, welches begleitet von einem rötlichen Schimmer doch davon zeugte, dass es mehr gab, als die schwärzeste Nacht, die das Tal je gesehen hatte.
Nur noch einige, wenige Flammen leckten an dem Holz, welches von innen heraus glühte und mit der sommerlichen Hitze konkurrierte. Das Haus, was noch vor wenigen Stunden hier stand, war vollkommen heruntergebrannt. Das Feuer hatte alles verschlungen, nichts war verschont geblieben, weder Hof, noch Garten. Als hätte sich an diesem Ort der Schlund der Hölle geöffnet und alles verschlungen, das Leben in sich trug. So sollte man es zumindest meinen. Doch ganz in der Nähe, zwischen den Welten, am Rande der vollkommenen Dunkelheit war eine Gestalt auszumachen. Sie kauerte mit angezogenen Knien vor einem Baum und beobachtete was vor sich ging mit brennenden Augen.
Braune lange Haare hingen in dem mit unzähligen Sommersprossen bemalten Gesicht, feinen Zügen schlug noch immer die Hitze entgegen die der Ort ausstrahlte und ausdruckslose schwarze Augen betrachteten noch immer die Überreste dessen, was einmal ihr zu Hause gewesen war. Wie lange sie dort saß wusste wohl nur sie selbst, denn als man das Mädchen fand, war schnell klar … sie musste unter Schock stehen.
Schnell sprach sich im angrenzenden Ort herum was passiert war. Ein Feuer war im Hause der Familie ausgebrochen. Die Sommerhitze, das heiße Feuer an der Kochstelle, trockenes Stroh … alles war schnell erklärt. Die einzige, die überlebte, war die Tochter des Hauses, Juli, allen wohl bekannt, ein stets freundliches, zurückhaltendes Kind, oder eher junge Frau, längst im heiratsfähigen Alter, aber stets gut behütet. Wie durch ein Wunder hatte sie geschafft, was selbst die Tiere nicht schafften, überlebt. Einzig ihre Hände waren verbrannt. Man schob es darauf, dass sie wohl bei dem Unfall nicht im Haus war und versuchte die Familie zu retten. Warum jedoch die Tiere im Stall eingesperrt waren verstand niemand. Doch es war egal, Hauptsache es gab da dieses eine Wunder, welches etwas Trost in diese all zu traurige Situation brachte.
Das Mädchen wurde ins Kloster gebracht, dort sollten ihre Verbrennungen heilen und vielleicht auch die Seele, denn kein Wort kam über die Lippen des Rabenschopfes. Was für Unheil musste sie gesehen haben, welch Ängste hatte sie ausgestanden und wie schrecklich muss es gewesen sein all die schmerzerfüllten Schreie zu hören. Da war es kein Wunder, dass es dauern würde, bis die Wunden heilten und die Zeit wollte man ihr lassen. Jedenfalls für den Moment, denn Fragen gab es trotzdem noch…
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Post by Norwinn on Jun 27, 2022 12:11:43 GMT 1
Es war so etwas wie eine Heimkehr. Zwei Jahre waren vergangen, seit er das Kloster hatte verlassen müssen. Den Ort, an dem er sein ganzes Leben verbracht hatte … oder zumindest fühlte es sich so an, denn als man ihn vor Jahren in die Obhut der Nonnen gegeben hatte, war er noch ein sehr kleines Kind gewesen. Blutverschmiert, aber ansonsten unversehrt hatte man ihn zu den Barmherzigen Schwestern gebracht, gefunden in den Tiefen des Grauwaldes, unter der Leiche einer Frau liegend, von ihr verdeckt … beschützt? Er wusste es nicht. Er konnte sich ja nicht einmal an sie erinnern. Alles, was er wusste, hatten die Nonnen ihm erzählt, als er größer war und verstehen konnte. Und diese hatten es von Raid, dem Schmied, der ihn gefunden hatte.
Neben eben jenem schritt Norwinn nun durch das hohe, offen stehende Tor des Klosters, in der Hand den schweren Werkzeugbeutel, der ihm den Arm lang und länger zu ziehen schien. Noch hatte er nicht die Kraft des Schmiedes, trotz der zwei Jahre, die er nun schon in dessen Haus und an seinem Schmiedefeuer verbracht hatte. Es war Norwinn schwer gefallen, das Kloster zu verlassen. Die Ruhe des Ortes hatte ihn stets wie beschützende Arme umfangen und ihm ein Gefühl der Sicherheit vermittelt. Und die Schwestern hatten das. Sie waren ihm wie Mütter, Großmütter und Tanten gewesen. Seine Familie .. die einzige, die er je gekannt hatte. Aber nachdem er seine Kindheit abgestreift hatte, war es undenkbar gewesen, länger hier zu verweilen. Er hatte sein Heim verlassen müssen und war zu dem Mann zurückgekehrt, der ihm damals an einem nassen, kalten Novembertag das Leben gerettet hatte. „Trödel nicht!“ Meister Raids tiefe Stimme durchschnitt die bereits recht warme Morgenluft in gewohnt barschem Ton. Norwinn bemerkte, dass er ein wenig zurückgefallen war, während er seinen Blick durch den Klosterhof hatte schweifen lassen, den Kopf voll mit Erinnerungen an sein früheres Leben. Er beeilte sich, zu seinem Meister aufzuschließen, welcher mit stetem Schritt auf die Kirche zuhielt. Wie immer, wenn Norwinn sich diesem Gebäude näherte, legte er den Kopf in den Nacken und starrte an der Front entlang in die Höhe. Die Abteikirche war mit Abstand das größte und schönste Gebäude auf der ganzen Welt, da war er sich absolut sicher! „Da seid ihr ja, Meister Raid.“ Die Stimme der Mutter Oberin war beinahe genauso tief wie die des Schmieds, aber um einiges wärmer und herzlicher. „Und Norwinn. Schön, dich zu sehen! Kommt herein! Ich zeige euch, was zu tun ist.“ Norwinn schenkte ihr ein Lächeln, das sie mit einem Zwinkern erwiderte, ehe sie ihren voluminösen Körper schwungvoll herumdrehte und wieder in der Kirche verschwand. Meister Raid folgte ihr auf den Fuß, nach ihm trat Norwinn durch das Portal, und die vertraute Kühle der mächtigen Steinmauern umfing ihn sogleich. Selbst an diesem frühen Morgen war das bereits eine Erleichterung, denn die Sonne schien schon mit unbarmherziger Glut auf die Erde nieder. Er tauchte, wie er es schon unzählige Male zuvor gemacht hatte, die Finger seiner rechten Hand in die kleine Schale mit Weihwasser gleich neben dem Portal und bekreuzigte sich, dann eilte er der Mutter Oberin und Meister Raid nach, die sich bereits auf halbem Weg zu einer kleinen Pforte aus schwarzem Holz befanden. Wohin diese Pforte führte, wusste Norwinn genau. Hinauf in den Glockenturm … einer seiner Lieblingsplätze hier im Kloster. Von dort oben hatte man einen phantastischen Blick über das gesamte Anwesen und auch über das Dorf Behrenbrück, welches sich an den sanft ansteigenden Klosterberg schmiegte wie ein Mädchen an seinen Liebsten. Dahinter lagen gelbe Felder voller Weizen, gesäumt von den dunklen Ausläufern des riesigen Grauwaldes. Beschwingt durch den Gedanken, dies alles gleich wieder sehen zu können, im strahlendsten Sonnenschein und unter wolkenlosem, blauem Himmel, wollte er schon die gewundene Treppe hinauf spurten, wie er es seit jeher getan hatte. Doch der vor ihm aufwärts steigende Schmied bremste ihn gehörig aus. Langsam und bedächtig nahm dieser eine Stufe nach der anderen, dabei hatte es den Anschein, als ob sein mächtiger Körper in dem engen Aufgang gleich steckenbleiben würde. Und obwohl er gerade erst vier, fünf Stufen erklommen hatte, hörte Norwinn ihn keuchen wie ein altes Ross. Er seufzte gedanklich auf und übte sich in Geduld.
Irgendwann waren sie schließlich aber doch oben angelangt. Norwinn, froh, der Enge des dunklen Aufstiegs entkommen zu sein, stellte den schweren Werkzeugsack ab, legte beide Hände auf die hölzerne Brüstung und atmete tief durch, dabei schaute er in die Ferne, über das Dorf und die Felder hinweg bis zu den von weißem Schnee bedeckten Gipfeln der Faunberge, die sich majestätisch hinter dem Grauwald erhoben. Wie sehr hatte er diese Sicht vermisst! Von der dunklen Hütte des Schmiedes aus, die in einem Hain in entgegengesetzter Richtung nahe der Nordstraße lag, sah man nichts als Bäume und Unkraut. Seit Norwinn dort lebte, fragte er sich, warum um alles in der Welt Meister Raid seine Schmiede dort draußen aufgebaut hatte, derart weit entfernt vom Dorf. So viele Reisende waren auf der Nordstraße nicht unterwegs, die der Hilfe eines Schmiedes bedurften. Nicht in diesem Teil der Welt. Stünde sein Haus in Behrenbrück, hätte er ganz sicher mehr zu tun, als es jetzt der Fall war. Aber Meister Raid hatte wohl seine Gründe für diese Entscheidung. Ihm, Norwinn, oblag es lediglich, so gut und schnell wie möglich das Schmiedehandwerk zu erlernen und seinen reizbaren Lehrherrn zufriedenzustellen, nicht, seine Beweggründe zu hinterfragen. Das stand ihm einfach nicht zu.
Etwas lenkte plötzlich seine Aufmerksamkeit von den Bergen ab. War das eine Rauchfahne, etwas weiter westlich? Nahe des Waldrandes, aber noch zwischen den Bäumen?. Hatte man dort vielleicht Meiler errichtet? Oder brannte es dort? „Sehr Ihr, was ich meine?“ hörte er die Mutter Oberin eifrig sagen und riss Norwinn damit aus seiner Betrachtung. „Das sieht doch so aus, als würde es nicht mehr lange halten. Die Glocke braucht dringend eine neue Aufhängung, wenn sie uns nicht eines Tages auf den Kopf fallen soll. Meint Ihr, Ihr könnt das bewerkstelligen?“ „Hm … die Aufhängung und die Glocke sind ein Guss. Ich bin mir nicht sicher, ob es halten wird, wenn ich diese Stelle repariere. Möglicherweise braucht Ihr eine neue Glocke, Mutter.“ „Eine neue Glocke?“ echote die Äbtissin erschrocken. „Wisst Ihr denn, wie teuer das dem Bistum käme? Ich bezweifle, dass der Bischof uns diese genehmigen würde.“ „Nun, das kann ich nicht beurteilen. Ich weiß nur, dass ...“ Norwinns Aufmerksamkeit wandte sich wieder dem Rauch über den fernen Baumwipfeln zu. Für den Moment wurde er nicht gebraucht. Vielleicht würde er es auch gar nicht, denn selbst wenn Meister Raid die Glocke reparieren würde, müsste diese doch vorher abgenommen werden, und dazu bräuchte es einige Männer mit ordentlich Muskeln. Und nicht bloß einen Hänfling wie ihn, Norwinn. Er gab sich wieder seiner Betrachtung hin.
Plötzlich gab es am Fuß der Kirche Bewegung. Norwinn, jetzt steil nach unten blickend, sah, wie eine der Schwestern – Schwester Angelika? - mit hurtigen Schritten auf das offene Tor zulief, durch das ein paar Dorfbewohner kamen, einer davon mit einer leblos wirkenden Gestalt auf dem Arm. „Seht doch, Mutter!“ platzte es aus Norwinn heraus, und er deutete mit ausgestrecktem Arm in die Tiefe. Das eifrige Gespräch in seinem Rücken verstummte. Einen Moment später lehnten sich die Mutter Oberin und Meister Raid links und rechts von ihm über das Geländer und blickten ebenfalls hinab. „Ach du meine Güte“ hörte er die Oberin murmeln. „Es muss etwas passiert sein.“ Sie zögerte nicht, sondern wandte sich ab und eilte, so schnell es ihre Leibesfülle und ihre Robe erlaubten, wieder die Treppe hinunter. Meister Raid und Norwinn folgten ihr, allerdings nicht ganz so schnell, denn auch diesmal verstopfte der dicke Schmied den Gang, und selbst treppab zu gehen schien ihn anzustrengen. Es war Norwinn ein Rätsel, wie dieser Mann kraftvoll den schweren Schmiedehammer schwingen oder schwere Gegenstände mit scheinbarer Leichtigkeit heben konnte, wo ihm bei allem, was er mit seinen Beinen erledigen musste, gleich die Puste ausging.
Als sie endlich im Freien waren, war die kleine Gruppe Dorfbewohner schon umringt von mindestens ebenso vielen Schwestern, und man hörte die Mutter Oberin aufgeregt mit dem großen Kerl reden, welcher die leblos wirkende Gestalt trug. Ein Mädchen, wie Norwinn beim Näherkommen erkennen konnte. Ein sehr hübsches Mädchen, wie er sich selbst korrigierte, als er noch näher war. Das erkannte er trotz des Rußes und Schweißes auf ihrem Gesicht, das mit geschlossenen Augen an der Brust des großen Mannes ruhte. Er kannte es nicht. Aber das war kein Wunder, kannte er doch die wenigsten Dorfbewohner. Isoliert im Kloster aufgewachsen, anschließend fernab vom Dorf bei Meister Raid lebend hatte er bisher nicht wirklich viele Menschen kennengelernt. Schon gar keine in seinem Alter. Und erst recht keine Mädchen. Neugierig betrachtete er die Fremde, so fasziniert von ihrem Anblick, dass er keinen Gedanken mehr für ihren Zustand hatte und er mit seinem Blick sogar noch an ihr klebte, als man sie fort trug … bis ein kräftiger Schubs gegen seine Schulter ihn in die Wirklichkeit zurückholte. „Willst du hier weiter herumstehen und Maulaffen feilhalten?“ ranzte Meister Raid ihn an und gab ihm einen Schubs in Richtung Tor. „Vorwärts! Wir haben heute noch einiges zu tun!“ Norwinn stolperte dem Tor entgegen, drehte den Kopf dabei aber wieder, um gerade noch zu sehen, wie die Mutter Oberin, die dem großen Kerl seine Last inzwischen abgenommen hatte, das Mädchen ins Dormitorium trug, begleitet von zwei Schwestern, während die übrigen sich verstreuten, um wieder ihrer Arbeit nachzugehen. Wer war sie wohl? Was war ihr geschehen? Norwinn wusste es nicht. Was er aber wusste, war, dass er entschlossen war, Antworten auf seine Fragen zu finden.
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