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Post by Freya on Jul 10, 2022 11:51:08 GMT 1
Eine fiktive Geschichte zur Zeit der Wikinger, um 950 n.Chr. Meine erste Geschichte hier ^^ Würde die Geschichte gerne vorerst alleine schreiben, sobald sich das ändern sollte, wird es eine kleine Info geben.
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Post by Freya on Jul 10, 2022 19:13:31 GMT 1
Prolog
Das Wasser in dem recht kleinen Fjord spiegelte die letzten Sonnenstrahlen und das Geschrei der Möwen verstummte langsam. Freya kam die folgende Stille so unfassbar laut vor, dass sie zusammen zuckte. Der Tod ihrer Mutter schien immer näher zu kommen, als hinge er ihr konstant im Nacken. Lange schon hatte Freya gespürt, dass etwas nicht stimmte, dass etwas passieren würde. Dieses Gefühl lag ihr schwer, wie ein Stein, auf der Brust. Immer wenn sie ihre Mutter sah, lähmte es ihren ganzen Körper für einen Augenblick, Bilder zogen an ihr vorbei, unscharfe Bilder ohne Kontur oder Farbe, ohne erkennbaren Kontext oder Sinn. Doch sie war sich nie sicher, was dieses Gefühl genau zu bedeuten hatte. Es war, als wäre es eine Warnung. Eine, die sie nicht wirklich verstand, als könne sie die Sprache nicht. Ihre Brüder Fjell und Bjarne würden sie bestimmt für verrückt halten, wenn sie davon wüssten. Sie nehmen sie ja so schon nicht wirklich ernst. Ein kleines, rothaariges Mädchen von grade mal 15 Wintern, das nicht einmal Schild und Schwert gleichzeitig halten konnte. Ihre kleine, zierliche und noch sehr kindliche Statur halfen dabei auch nicht gerade. Ihren Eltern, Freydis Svensdatter und Gunnar Larsson, sagten immer: 'Wenn man eine Vision hat, würde man das schon erkennen. Die Götter wollen ja verstanden werden.' Es war auch immer anders, als die Seher es beschrieben. Auch wenn Freya diese 'Visionen' schon recht lange hatte, kam die Krankheit ihrer Mutter erst vor kurzem, schnell und ohne Ankündigung. Eines Tages brach sie bei der Arbeit auf dem Hof zusammen, nachdem sie die Pferde gefüttert hatte. Als Freya, ihre Brüder und ihr Vater sie erreichten, war sie bewusstlos. Fjell, der stärkste und breiteste der Familie, gerade einmal 21 Winter alt, hob sie hoch als wäre sie eine kostbarer und zerbrechlicher Schatz und trug sie vorsichtig in ihr Langhaus, wo er sie auf einem Stapel Fellen ablegte. Als sie eine Ewigkeit später wieder aufwachte, hatte sie dunkle Ringe unter den Augen, die Lider waren geschwollen und nur halb geöffnet. Ihr Gesicht schien blass und fahl, trotz des warmen Lichts des Feuers in der Mitte ihrer bescheidenen kleinen Behausung. Ihre Lippen waren fad und eingerissen. Als sie den Mund öffnete kam zunächst nur ein krächzen, dann war ein leises "Wasser" hörbar. Bjarne kam sofort zu ihr geeilt, mit einem Krug Wasser in der Hand. Freydis Mann Gunnar legte eine Hand unter ihren Kopf und hob diesen leicht an. Bjarne hielt den Krug an ihre Lippen und sie trank langsam und vorsichtig ein wenig Wasser. Etwas Farbe kehrte zurück, doch der Schmerz in ihrem Kopf stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie hatte das zuvor vielleicht zwei oder drei Mal erwähnt, mehr aber auch nicht. Freyas Mutter zwar keine Frau die sich beklagte. Sie war stark. Egal in welcher Situation, sie hatte nie den Glauben, den Willen oder die Kraft verloren. Nicht ein einziges Mal, bis zu diesem Tag. Das passierte vor 6 Tagen. Freya hat seitdem kaum geschlafen, zu groß war ihre Angst und zu viele unerkennbare Schatten huschten durch ihren Kopf.
Ein Ruf aus der Ferne riss sie aus ihren Gedanken. Bjarne. Er rannte so schnell ihn seine dünnen Beine trugen. Bjarne war ein schmaler, aber großer Mann. Allerdings war er nicht so groß wie sein Halbbruder Fjell. Bjarne hätte man nicht gerade als Krieger oder Eroberer bezeichnet, aber was ihm an Muskelkraft fehlte, machte er mit Köpfchen wett. Er ist Gunnars erster Sohn, von seiner ersten Frau Lykke, welche bei der Geburt starb. Kurze Zeit darauf lernte Gunnar Freydis kennen und verliebte sich schnell in ihre wunderschöne Gestalt, ihr liebendes Herz und ihre starke Seele. Sie vermählten sich und Freydis wurde mit Fjell schwanger. Doch hat sie seit dem ersten Moment Bjarne wie ihr eigenes Kind behandelt, geliebt und aufgezogen.
"Freya!", prustete Bjarne hinter ihr. Sie hatte sich bereits aufgerichtet und sah ihm wissend und besorgt in die Augen. "Sie will dich sehen" hauchte er, als hätte er seine Stimme verloren. Als hätte Odin einen Donner in sie fahren lassen, rannte sie los. Weg vom Fjord, weg von Bjarne, an den Felsen vorbei und den Hügel hinauf in Richtung des Hofes. Sie hastete zum Langhaus, doch blieb in der Tür wie angewurzelt stehen. Sie erstarrte, Gänsehaut breitete sich auf ihrer Haut aus und eine drückende Dunkelheit legte sich um ihren Körper und hüllte sie ein. Bilder. Unscharf, aber was Freya fühlte, war ungewohnt. Es war intensiver. Als wäre jemand weiteres anwesend, den niemand außer ihr bemerkte. Ihre Starre löste sich und sie ging auf ihre Mutter zu, doch umso näher sie ihr kam, umso stärker wurde dieses ungute Gefühl. Sie wusste schon was es bedeutete, als sie das Langhaus betrat. Ihre Mutter lag im Sterben. "Lasst uns alleine.", sagte Freyas Mutter ohne den Blick von Freya abzuwenden, "und schließt die Tür hinter euch." Ohne darauf zu antworten verließen Fjell und Gunnar die Hütte und schlossen hinter sich die Tür, wie aufgetragen. "Setz dich zu mir" hauchte Freydis mit rauer Stimme. Ihr Gesicht war grau und eingefallen, ihre Knochen zeichneten sich unter ihrer Haut deutlich ab. Freya kniete sich neben ihr auf den Boden und sah in ihre müden Augen. Ihre Mutter musterte sie einige Sekunden und eine Träne kullerte über ihre Wange, bevor sie sich zusammenriss und mit aller ihr verbliebenen Kraft ihren Halsschmuck entfernte. Sie sah ihn mit einem leichten Lächeln an und schloss für einen Moment die Augen, bevor sie ihn Freya in die Hand legte. "Freya", sie blickte sie einige Sekunden an. "Dieser Halsschmuck ist schon seit sehr vielen Wintern im Besitz der Frauen unserer Familie. Du hättest ihn eigentlich erst später bekommen sollen, aber ..." Freydis hustete und sammelte dann erneut ihre Kräfte um zu reden. "Ich habe nicht mehr genug Zeit um dir alles zu erklären. Du wirst das alles alleine lernen müssen." Freydis schaute ihrer Tochter tief in die Augen. "Du darfst niemandem vertrauen.", sagte sie, "Nicht einmal deiner Familie." flüsterte sie. Sie zog Freya näher an sich und flüsterte in ihr Ohr: "Die Götter dürfen niemals wissen, dass die Wanengöttin Freya ihren menschlichen Abkömmlingen Brisingamen vermacht hat" Freya riss die Augen auf, doch kein Laut verließ ihren Mund. "Du bist ein Abkömmling Freyas, und dich wählt sie aus, Brisingamen zu führen. Das hat sie schon bei deiner Geburt." flüsterte Freydis weiter. Ihre Stimme wurde von Wort zu Wort leiser und rauer, bis sie irgendwann kaum mehr zu hören war. "Du bist die Auserwählte.", hauchte sie. "Du bist Freyas Auserwählte ... Du .. bist ...." Die Stimme ihrer Mutter brach und verstummte, ihr Körper verlor jegliche Kraft, die halb geöffneten Augen starrten leer in die von Freya. Ihre lebloser Körper lag schlaff auf den Fellen. Freya starrte sie an, Tränen rannen über ihre Wangen. Ihre Mutter war tot. Sie umklammerte den Halsschmuck und schloss die Augen. Der Schatten der sich in ihr ausgebreitet hatte lichtete sich langsam und Freya konnte nach all der Dunkelheit nun endlich die Bilder klar sehen: Ein junges, rothaariges Mädchen rannte durch ein brennendes Dorf. Vor einer ebenfalls rothaarigen Frau viel das Mädchen auf die Knie. Eine große und tiefe Wunde klaffte in ihrer Magengegend. Die Frau, wohl ihre Großmutter, Freydis Mutter, überreichte der jungen Freydis den gleichen Halsschmuck, den nun auch Freya in den Händen hielt.
Freya kehrte zurück in das Jetzt. Sie lehnte sich an ihre Mutter und ihr Schluchzen wurde laut hörbar, bis vor der Tür. Ihre Brüder und ihr Vater traten ein und ihnen war sofort klar, dass ihre geliebte Frau und Mutter nun in Walhalla bei den Göttern war. Gunnar zog Freya mit leichtem Widerstand von der Leiche weg und nahm sie in die Arme, wo sie weiter weinte. Bjarne schloss Freydis Augen, als Fjell aus dem Langhaus stürmte. Bjarne wollte ihm folgen doch Gunnar deutete ihm an, seinen Bruder gehen zu lassen. Als Freya sich einigermaßen beruhigt hatte, drückte er sie etwas von sich weg, hielt sie aber weiter an den Schultern, musterte sie, und Freya wusste sofort, dass er sich fragte, was Freydis wohl so wichtiges mit ihr zu besprechen hatte, das der Rest der Familie nicht hören durfte. Er sagte aber lediglich "Wir müssen ihre Bestattung vorbereiten. So, wie sie es verdient hat." Er wusste, dass alles was Freydis tat, seine Gründe hat, die er nicht verstehen musste. Er hatte ihr immer vertraut.
Gunnar und Bjarne gingen ohne ein weiteres Wort nach draußen. Freya sah auf den Halsschmuck in ihrer Hand. Dann legte sie ihn sich um den Hals. In diesem Moment durchfuhr sie ein warmes und wohliges Gefühl, unvergleichlich mit allem was sie jemals erlebt oder gefühlt hatte. Alles schien auf einmal ganz klar, sie vernahm ihre Umgebung und ihren eigenen Körper viel intensiver als sie je für möglich hielt. Ein Kribbeln fuhr vom Hals aus durch ihren Körper bis in die Finger- und Zehenspitzen. Sie schloss die Augen und sah nun ein Licht anstelle des gewohnten Schattens, und als sie danach Griff erfüllte sie ein angenehmes Vibrieren. Sie spürte wie dieses Vibrieren ihren ganzen Körper eroberte. Doch sie wusste, dass es mehr war, als das...
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