Dean
Stift
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Post by Dean on Jun 24, 2022 11:27:01 GMT 1
Hi! Ok, das hier wird meine erste Geschichte. Supernatural natürlich . Ich würd die ersten Posts gerne alleine schreiben, um nen Plott zu entwickeln. Später darf aber gerne eingestiegen werden. In diesem Sinne ...
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Dean
Stift
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Post by Dean on Jun 26, 2022 10:28:34 GMT 1
Es war einer dieser grauen Herbsttage, an denen man am liebsten im Bett bleiben möchte. Regentropfen trommelten gegen die Fensterscheibe des billigen Motels, in das wir vor zwei Tagen eingezogen waren und wetteiferten mit Sams Tastenschlägen auf seinem Laptop. War ja klar. Während ich gerade erst ein Auge aufschlug, saß mein Bruder bereits fertig angezogen am Tisch und suchte nach neuen Fällen. Hatten wir nicht gerade erst letzte Nacht ein verdammtes Vampirnest ausgehoben? Und hatten wir da nicht ordentlich was aufs Maul bekommen? ... Deshalb ja nur das eine Auge, das ich aufschlug. Das andere war offenbar auf Tennisballgröße angeschwollen und fühlte sich an, als würde es gleich meinen Schädel sprengen. Ich stöhnte leise auf, während ich mit meinen Fingerspitzen die Schwellung betastete. "Du solltest da was drauf tun." Ach was, ehrlich? Wie so oft kehrte mein Bruder den Oberlehrer heraus. "Ich hol dir Eis von draußen. Obwohl ein Steak besser wäre." "Hätte ich ein Steak, würde ich es mir zwischen die Kiemen schieben und nicht aufs Auge legen", brummte ich, schlug die Decke weg und setzte mich auf. Verdammter Blutsauger! Hatte mich mit seinem Ellbogen voll erwischt, ehe ich ihm den Kopf von den Schultern getrennt hatte. Ich hatte im Laufe meines Lebens schon viele Veilchen spazieren getragen, aber selten war es so schlimm gewesen, dass ich das Auge nicht mal mehr öffnen konnte. Missmutig drückte ich mich vom Bett hoch und ging ins Bad. "Ich hab da vielleicht einen Fall", tönte es hinter mir her, während ich im Spiegel mein lädiertes Gesicht betrachtete. Nicht nur das linke Auge funkelte blau, auch der linke Wangenknochen und mein Kinn, und meine Lippe hatte einen Sprung. "Können wir vielleicht mal einen Tag Pause machen? Mann, Sam ... zehn Vampire! Zehn! Ich brauch 'ne verdammte Auszeit!" Das Tippen hörte auf, im selben Moment fiel mir auf, dass auch das Stakkato der Regentropfen an den Fenstern nachgelassen hatte. "Seit wann beschwerst ausgerechnet du dich über zu viele Gegner?" Mein Bruder hatte gut reden. Da ich den Schuppen zuerst betreten hatte, hatten sich die Fledermäuse erst mal geballt auf mich gestürzt und mir die Fresse poliert. Nach Bobbys Informationen hätte das Nest nur aus drei Vamps bestehen sollen, und mehr hatten wir auch nicht gesehen, während wir das abgelegene Haus einen Tag lang beobachtet hatten. Tja, vielleicht waren ja die Verwandten aus Oklahoma gekommen. Immerhin hatten wir in ein paar Tagen Halloween, und zu Anlässen wie diesen trifft man sich ja in der Familie für gewöhnlich. Ich schnaubte. "Das nächste Mal gehst du vor." Ich hörte ein leises Lachen, während das Tippseln wieder begann. Sam wusste genau wie ich, dass das nicht passieren würde. Er war für mich immer noch der kleine Bruder, auf den ich bis zu meinem letzten Atemzug aufpassen würde, auch wenn er mich inzwischen fast einen halben Kopf überragte und den Body und die Kraft eines Athleten hatte. Aber das war mir egal. Es war mein Job, ich war für ihn verantwortlich. Und darum funkelte mein Gesicht jetzt rot und blau, während seines nicht einen einzigen Kratzer aufwies. Ich drehte den Wasserhahn auf, beugte mich vor und warf mir ein paar Hände voll kaltem Nass ins Gesicht. "Neue Pilzart oder Virus?", deklamierte mein Bruder plötzlich laut im Nebenraum, und es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass er mir eine Schlagzeile vorlas. "Sechs Hektar Kürbisse über Nacht eingegangen. Farmer ratlos." "Ist ja erschütternd." Vorsichtig tupfte ich mein Gesicht mit dem gestreiften Motel-Handtuch trocken und näherte mich dem Spiegel dann, um mein zermatschtes Auge mit meinem gesunden zu inspizieren. "'Gestern war noch alles normal', versicherte Farmer Johnson am Rand eines von schwarzen Kürbisleichen bedeckten Feldes. 'Das habe ich noch nie erlebt, dass Pflanzen über Nacht eingehen. Nicht so!' ... Wir schon, oder, Dean?" Ich seufzte und griff nach Zahnbürste und -creme. "Meinst du, es waren Dämonen?", fuhr mein Bruder hartnäckig fort. Ich war drauf und dran, "Und wenn schon" zu sagen, weil ich einfach nur mal einen Tag frei haben und mir in einer netten Bar ein paar hinter die Binde kippen und ein nettes Mädchen anlachen wollte. Geräuschvoll klappte Sam den Laptop zu und stand auf. "Ich fahr mal hin und spreche mit diesem Farmer Johnson." Kommentarlos begann ich mir die Zähne zu putzen, dabei funkelte ich düster in den Spiegel. Nur einen Tag ... "Dean?" Ich putzte noch einen Moment stur schweigend weiter, aber dann spuckte ich den Inhalt meines Mundes geräuschvoll ins Becken und spülte mit Wasser nach. "Ich komm ja schon!" Vermutlich würde ich mit dem Gesicht heute sowieso keinen Erfolg bei den Mädels haben.
Zehn Minuten später durchschnitt der Motor meines Babys, Dads altem, schwarzem 67er Chevy Impala, mit seinem Röhren die nasse Herbstluft, während wir die Landstraße entlangbrausten, um mit Farmer Johnson zu reden.
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Dean
Stift
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Post by Dean on Jul 2, 2022 11:29:01 GMT 1
"Wer sind Sie noch mal?" Farmer Johnsons träge und schleppend klingende Stimme passten zu seinem belämmerten Gesichtsausdruck, der mich an den einer wiederkäuenden Kuh erinnerte. Das Kaugummi, das er dabei langsam kaute, verstärkte den Eindruck nur noch. "Environmental Protection Agency" wiederholte mein Bruder geduldig, holte den gefälschten Ausweis, den er Johnson ein paar Sekunden zuvor unter die Nase gehalten hatte, aber nicht noch einmal aus seiner Jackeninnentasche hervor. Johnsons Blick glitt von Sam wieder zu mir, und er musterte mich mit zusammengekniffenen Augen skeptisch. "Ein ... Arbeitsunfall" erklärte ich hilfsbereit und versuchte ein vertrauenerweckendes Lächeln, ließ es aber gleich wieder, da meine lädierte Lippe zu protestieren begann. "Wir sind hier wegen Ihrer verlorenen Ernte, Mister Johnson" übernahm Sam das Sprechen wieder. Ich nickte bekräftigend. "Sie haben Ihrer lokalen Zeitung vorgestern berichtet, dass sechs Hektar Kürbis über Nacht eingegangen sind" fuhr Sam fort. Die Leichen der Kürbisse hatten wir auf der Fahrt hierher gesehen und auch den Geruch wahrgenommen ... feinster Schimmel, der mich eilig hatte das Wagenfenster hochkurbeln lassen und der auch Sam erst einmal die Lust genommen zu haben schien, vor unserem kleinen Interview mit Farmer Johnson anzuhalten und uns die Sache näher anzusehen. Das konnten wir auch später noch. War nicht anzunehmen, dass die toten Kürbisse sich in der Zwischenzeit vom Acker machen würden. "Sehen Sie, Mister Johnson ... da es sich um eine große Fläche handelt, die innerhalb kürzester Zeit eingegangen ist, müssen mein Kollege und ich sicherstellen, dass die Ursache für Ihren Verlust natürlicher Art ist und nicht etwa durch kontaminiertes Grundwasser oder ähnliches ausgelöst wurde. Ihre eigene, ganz persönliche Sicherheit könnte davon betroffen sein sowie die aller Anwohner." Wie immer dünstete Vertrauen aus jeder Pore meines Bruders. Farmer Johnson schien das auch so zu sehen, denn er nickte nun bedächtig, den Blick sorgenvoll auf Sam gerichtet. "Ja ... hab ich mir auch schon überlegt. Will ja nicht krank werden." Sam nickte ebenfalls. "Das verstehe ich sehr gut, Sir. Können Sie uns sagen, ob es vor diesem ... Vorfall irgendwelche Anzeichen gab? Wirkten die Kürbisse im Vorfeld schon krank? Oder kam es wirklich so überraschend für Sie, wie die Zeitung es schrieb?" Während er das fragte, zückte er Block und Stift und sah Johnson nun fragend an. "Überraschend, ja. Die waren alle noch gesund am Tag davor. Rund und prall und gelb ..." "Orange" verbesserte mein Bruder ihn. "Wie?" "Orange ... Der Atlantic Giant, den Sie auf Ihren Feldern anbauen, ist orange, nicht gelb." Nicht nur, dass mein Bruder sich mit Kürbissen auskannte, nein, er hatte auch die auf Johnsons Acker gleich einzuordnen gewusst. Im Vorbeifahren! Obwohl die Farbe der Dinger nun irgendwo zwischen braun und schwarz rangierte! Er brauchte dringend ein Mädchen. "Orange" wiederholte Johnson lahm, und ich entschuldigte mich gedanklich bei allen Kühen auf dieser Welt für meinen vorherigen, unpassenden Vergleich. Sam nickte bekräftigend und fuhr mit seiner Befragung fort: "Womit bewässern Sie Ihre Felder, Mister Johnson?" Ich wartete schon förmlich darauf, dass Johnson nun "Wasser" sagen würde. Aber er überraschte mich mit einem plötzlichen Anflug von geistiger Flexibilität, indem er ausführlich erklärte: "Mit dem Grundwasser. Hinterm Haus habe ich einen Brunnen, daraus bezieh ich mein Trinkwasser und daraus pumpe ich auch das Wasser für die Felder." "Dürfen wir uns diesen Brunnen einmal näher ansehen?" "Na sicher. Kommen Sie." Er trat aus seinem Haus heraus und ging an uns vorbei, und seine Schritte waren ebenso schleppend wie seine Stimme und seine Haltung. Ich fragte mich, während ich hinter ihm herging, ob alle Leute hier in dieser Gegend so waren oder ob er eine spezielle Ausgabe darstellte.
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